Stanisław Lem

Es war ein mitteleuropäischer Autor, der den Begriff >Roboter< prägte – der tschechische Schriftsteller Karel Čapek in seinem Stück RUR R.U.R., 1921, deutsch auch >W.U.R.<), das Wort kommt vom tschechischen >robota<, was >Fronarbeit< bedeutet. Es erscheint also besonders passend, daß ein anderer Schriftsteller aus jenem Teil der Welt, der Pole Stanisław Lem, einige der besten komischen phantastischen Geschichten über menschenähnliche Maschinen geschreiben hat. Damit steht er allerdings nicht allein: die Amerikaner Henry Kuttner (Roboter haben keine Schwänze, Robots Have No Tails, 1953, deutsch z.T. in >SF Stories 56<), Ron Goulart (Der Roboter in der Besenkammer, The Robot in the Closet, 1981) und Isaac Asimov (der die berühmten >Gesetze der Robotik< entwarfen hat) haben alle Geschichten über Roboter mit Fehlfunktionen in komischen Situationen geschrieben, während die Abenteuer von Douglas Adams' paranoiden Roboter Marvin in Per Anhalter durch die Galaxis und den folgenden Teilen der Saga die unberechenbare Maschine zum Kultobjekt einer Anhängerschar machten.

Stanisław Lem (geb. 1921) ist >ein spitzbübischer Gedanken-verdreher und Bluffer< genannt worden. Seine Robotermärchen sind eine einzigartige Mixtur aus Komik und Philosophie. In Lwów (Lemberg) in Polen geboren, wollte er ursprünglich eine medizinische Laufbahn einschlagen, doch nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs, als das Land von den Nazis überrannt wurde, begann er in den fünfziger Jahren SF zu schreiben, und seine Bücher sind seitdem in mindestens dreißig Sprachen übersetzt und in vielen Millionen Exemplaren verkauft worden. Das Format seines Werks hat ihm den Vergleich mit H.G.Wells eingebracht, und Brian Ash nannte ihn in seinem Who's Who in Science Fiction den >Titan der osteuropäischen Science Fiction<. Zu Lems populärsten Werken gehören Solaris (1961), 1971 verfilmt, die Folge von Raumabenteuern des Piloten Pirx und der Kyberiade-Zyklus, der Lems zweifache Faszination durch kybernetische Technik und Roboter-Soziologie in den Brennpunkt rückt. Sein ganzes Werk ist von einer überschäumenden Phantasie und komischen Einfällen durchsetzt, und mit dem Konstrukteur Klapauzius, der in >Die Tracht Prügel< auftritt, sehen wir eine weitere Figur von derselben Machart wie Dr. Klopper, Ijon Tichy, Professor Tarantoga und dem Rest seiner ungewöhnlichen komischen Gestalten.

 

Scheibenwahn. – München: Wilhelm Heyne Verlag, 1999. – S. 313-314.